Der Ausbau der Windenergie ist für die von uns allen angestrebte Energiewende unabdingbar. Im Jahr 2023 befanden sich in Deutschland 28.677 Windenergieanlagen an Land, veröffentlicht von V. Pawlik am 13.02.2024 unter “de.statistica.com”. Leider sind die Auswirkungen der Windenergieanlagen auf die Gesundheit bisher nur unzureichend erforscht. Die Durchführung aussagekräftiger Studien dauert in der Regel mehrere Jahre und hinkt dem Ausbau der Windkraft deutlich hinterher. In den im Folgenden zusammengefassten Artikeln werden die Ergebnisse von ersten Studien und Einzelfällen berichtet, die auf deutliche mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen hinweisen. Besonders problematisch ist in diesem Zusammenhang auch die Abschaffung der 1.000-Meter-Abstandsregel von Windkraftanlagen zu Wohnsiedlungen, welche der Landtag in Nordrhein-Westfalen am 25.08.2023 beschlossen hat. Die im Heiderhofer Wald geplanten zwei bis drei Windkraftanlagen sollen einen Abstand von 800 Metern zur dicht bebauten Heiderhofer-Siedlung haben. Mit einer angestrebten Turbinenhöhe von 170 Metern zuzüglich 80 Meter Länge der Rotorblätter ist von einer deutlichen Beeinträchtigung der Anwohner durch Immission von hörbarem Schall, Infraschall, Vibrationen und Leuchtfeuer auszugehen.
Zusammenfassung des Artikels von Heinz-Jörg Graf
„Windkraft in der Kritik Klimaheilmittel und Krankmacher“
erschienen am 19.04.2018 in „Deutschlandfunk Kultur“
Es kommen Betroffene zu Wort, beispielsweise der Bürgermeister von Borchen im Kreis Paderborn. Sie berichten über verschiedene gesundheitliche Beeinträchtigungen. Ferner wird auf die Problematik der Spaltung der Dorfgemeinschaft in eine Mehrheit von Gegnern des Ausbaus der Windenergieanlagen und Befürworter (Landbesitzer) eingegangen.
Es wird berichtet von der Initiative „Ärzte für Immissionsschutz“ (AEFIS), 2013 gegründet, welcher Ärzte verschiedener Fachrichtungen angehören, die sich in Umweltmedizin engagieren. Beispielhaft wird von den Erfahrungen des Landarztes und promovierten Biophysikers Thomas Carl Stiller (er praktiziert in Adelebsen bei Göttingen) berichtet. Seine Praxis sei zu einer Anlaufstelle für Patienten geworden, die unter Emissionen von Windenergieanlagen leiden. Er berichtet von Patienten aus ganz Deutschland, die ähnliche Beschwerden schildern und Symptome haben.
Das sogenannte „Windturbinensyndrom“, der Begriff wurde 2009 von der US-amerikanischen Kinderärztin Nina Pierpont geprägt, wird beschrieben. Die Ärztin hatte Fallgeschichten von Patienten gesammelt, die in der Nähe von Windenergieanlagen lebten und sie in einem Buch veröffentlicht. Als mögliche Beschwerden werden: Schlafstörungen, Schwindel, Übelkeit, Bluthochdruck, Konzentationsstörungen, Tinnitus, Müdigkeit, Depressionen, Herzrhythmusstörungen, Angsterkrankungen… genannt. Nachfolgend kam es zu weiteren Studien. Berichtet wird über mögliche Auswirkungen von Infraschall. Unterschiedliche wissenschaftliche Ansichten werden dargestellt.
Berichtet wird von den Beobachtungen von Sven Johannsen, dem Betreiber einer Firma für Umweltmessungen aus Birkenau, nahe Mannheim. Die Belastung sei um so tieffrequenter, je länger die Rotoren würden und würde ab einer gewissen Frequenz nicht mehr akustisch wahrgenommen, sondern nur noch körperlich empfunden. Er berichtet, dass bei einer Einzelanlage Schallwellen noch in zehn Kilometer Entfernung hätten festgestellt werden können.
Die Ergebnisse einer Studie des Umweltbundesamts zu den Auswirkungen von Infraschall auf den Menschen von 2014 werden berichtet. Demnach habe eine detaillierte Analyse der verfügbaren Literatur gezeigt, dass Schall, der sich auf den tieffrequenten Bereich konzentriere, das mentale Wohlbefinden schon bei niedrigen Pegeln deutlich beeinträchtigen könne. Detlef Krahé, einer der drei Verfasser der Studie berichtet über eine Symptomverstärkung des tieffrequenten Luftschalls durch Vibrationen aus derselben Quelle.
In dem Artikel wird über mögliche Auswirkungen von Infraschall-Beschallung auf Tiere berichtet. Ferner wird über mögliche Schwierigkeiten von Messberichten zur gesundheitlichen Gefährdung durch Windenergieanlagen berichtet, wobei der Lastgang der Windkraftanlagen eine wichtige Rolle spiele. Des weiteren würden Herrn Thomas Carl Stiller von AEFIS zufolge Infraschallfrequenzen von unter 8 Hz durch die aktuelle Messtechnik und die aktuellen Messvorschriften nicht abgebildet.
Schließlich wird darüber berichtet, dass es sich bei der Windkraft um ein Milliardengeschäft handle. Betroffene klagen über einer hohe Aggressivität von Investoren. Berichtet wird über Schadensersatzforderungen durch die Betreiber im Zusammenhang mit einer Verhinderung des weiteren Ausbaus von Windenergieanlagen in Borchen 2015. Eine Ratsentscheidung sei dadurch beeinflusst worden und auch ein Bürgerbegehren hätten diese Entscheidung (für den weitern Ausbau) nicht rückgängig machen können.
Vorgestellt wird die 10-H-Regelung als ein Erstschritt, die Gefahr von Infraschall abzuschwächen. Demnach solle der Abstand einer Windanlage zu Wohnungen mindestens zehn Mal so weit sein wie die Anlage hoch ist. Dies wären bei einem 200 Meter hohen Windrad 2.000 Meter. Bayern habe diese Regelung 2014 beschlossen, allerdings sei dies von der damaligen Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, kritisch in Bezug auf die Energiewende gesehen worden. Dem Artikel zufolge könnte ferner eine Aktualisierung der DIN-Norm 45680 für einen größeren Abstand zwischen Windrad und Wohnbebauung sorgen, wenn die Grenzfrequenz bei der Messung von tieffrequentem Schall von aktuell 10 Hz auf einen deutlich geringeren Frequenzwert abgesenkt würde.