Bürgerinitiative Heiderhofer Wald

Was Sie wissen sollten:

• Die Stadtwerke Bonn (SWB) planen die Errichtung von 2- 3 Windkraftanlagen in das kleine Waldstück zwischen Bonn-Heiderhof und der Grenze zu Wachtberg. Der Heiderhof ist ein dicht besiedelter Teil von Bonn und der Wald für die Bewohner ein wichtiges Naherholungsgebiet, das nicht nur den dort lebenden Menschen, sondern auch zahlreichen Tierarten, wie z.B. den Fledermäusen einen aktiven Lebensraum bietet.

• Laut Information der SWB haben diese Windanlagen eine Gesamthöhe von jeweils 250 Metern  und einen Abstand von etwa 800 Metern zu den angrenzenden Wohnsiedlungen.
• Für 1 Windrad werden 10.000 Quadratmeter Land benötigt, bei 3 Windrädern 30.000 Quadratmeter. Bei diesen „Windrädern“ der neueren Generation handelt es sich dementsprechend um Hightech- Großindustrieanlagen. Die Dimensionen sind so gewaltig, dass der Begriff ‚Windräder’ sprachlich eher eine Verniedlichungsform darstellt. Die SWB plant vielmehr den Bau eines Wind-Kraftwerks, einer Windkraft-Industriezone, und diese Anlage genau in unserem kleinen Wald zwischen Bonn-Heiderhof und Wachtberg-Pech. Für die Stabilisierung eines Windturbinen-Turms z.B. werden bis zu 10.000 Tonnen Beton als Fundament erforderlich sein mit einem Durchmesser von ca. 20-30 Metern. Die Bohrtiefe beträgt je nach Bodenbeschaffung 4 bis 12 Meter. Alleine für die Befestigung einer Windkraftanlage müssen dementsprechend unglaubliche Mengen an Material verbaut werden. Die Folgen für den Heiderhofer Wald wären eine Katastrophe!

• Die SWB hat immer wieder betont, dass für den Bau dieser Windkraftanlagen die sogenannten Kalamitätsflächen, diejenigen Flächen, die durch den Borkenkäfer befallen sind, genutzt würden. Das mag sein, aber diese Flächen reichen natürlich bei weitem nicht aus, denn umfangreiche Rodungen unseres Waldes, Schaffung von Waldschneisen z.B. werden zusätzlich erforderlich sein für Planierung der Bauflächen, breite Zufahrt- und Transportwege für die Schwerlasttransporte, z.B. ist ein Windradflügel 80 Meter lang. Wo die Bagger, die Baufahrzeuge und Schwertransporter einmal gefahren sind, wächst kein Grashalm mehr, noch weniger ein Baum. Der Boden wird beton-hart verdichtet und die Wasserspeicher- und Filterfähigkeit des Waldbodens für immer zerstört. Ein Rückbau ist bei diesen gigantischen Dimensionen an Material und den massiven Eingriffen in unseren Wald, realistisch betrachtet, wohl kaum noch denkbar, obwohl dieser rechtlich verpflichtend wäre.

• Es wird ferner seitens der Verantwortlichen argumentiert, dass ausschließlich Fichtenwald für die Errichtung der Windkraftanlagen infrage käme. Das mag auch sein, aber unser Wald zwischen Bonn-Heiderhof und Wachtberg ist kein Fichtenwald, sondern ein Mischwald. Und dieser hat aufgrund des Klimawandels durch Trockenheit, Sturm und Borkenkäfer bereits ausreichend Gefährdungspotential. Jetzt drohen ihm zusätzlich noch die 2 bis 3 Windkraftanlagen, jeweils 250 Meter hoch.

• Auch das Argument, es gehe in Wirklichkeit aufgrund der Aufforstung an anderer Stelle überhaupt kein Wald verloren, ist nichts anderes als eine Verharmlosung und Verschleierung des tatsächlichen Sachverhalts, denn für unseren Wald sind die einmal gerodeten Bäume nicht nur physisch für immer verloren. Selbst wenn man einen kleinen Teil der im Rahmen der Errichtungs- bzw. Bebauungsfläche für die Windkrafträder erforderlichen Flächen wieder aufforstet, wird es Jahrzehnte dauern, bis die neuen Bäume alle wichtigen biologisch-ökologischen Funktionen, die die alten zurzeit erfüllen, übernehmen könnten.

• Nicht nur unsere Bäume, sondern auch unsere Pflanzen-und Tierwelt sehen wir durch die Errichtung von Windkraftanlagen gefährdet. Der Haselinger Wald beherbergt z.B. geschützte Fledermaus-Arten. Die Erfahrung an anderen Standorten, an denen Windkraftanlagen in Waldgebieten errichtet wurden, haben gezeigt, dass tierische Tiefflieger, wie z.B. Fledermäuse besonders gefährdet sind und diese Anlagen für sie zur Todesfalle werden. Neben dem Shreddern der Tiere durch einen möglichen Kontakt mit den 80 Meter langen Rotorflügeln ist die Hauptursache für ihren Tod der Sog, der durch die Rotation der Flügel, somit einen Unterdruck produzierend, entsteht. Wenn die Tiere zu nahe an den Turbinenturm kommen, platzen deren Blutgefäße, da diese bei den Fledermäusen sehr dünnwandig sind. Die Folge ist, dass die Tiere innerlich verbluten.

Was Sie zusätzlich wissen sollten:

Die EU hat im Kontext der Biodiversität den sogenannten EU-Green-Deal beschlossen. Diese Strategie beinhaltet die Verpflichtung, dass in der EU bis 2030 mindestens 3 Milliarden zusätzliche Bäume gepflanzt werden. „Die Anpflanzung von Bäumen sollte nicht als Alternative zum Schutz vorhandener Bäume angesehen werden. Dem nach wie vor Priorität eingeräumt wird, sondern als zusätzliche Anstrengung, um den Baumbestand in der EU aufzustocken.“ (Siehe unten, Quellenverzeichnis)

Unsere ‚Bürgerinitiative Heiderhofer Wald‘ stellt sich die Frage, wie das geplante Windkraftanlagen-Projekt der Stadtwerke Bonn mit der EU-Waldstrategie in Einklang zu bringen sei. Unsere Antwort: Leider überhaupt nicht! Das geplante Projekt „Windkraftanlagen im Heiderhofer Wald“ ist absolut kontraproduktiv.

FREUDE.

JOY.

JOIE.

BONN.

Bonn ist „Europäische Waldhauptstadt 2024“

Bei dieser Mitteilung vom 22.04.2024 kam bei unserer Bürgeriniative Heiderhofer Wald in der Tat zunächst FREUDE auf. Das European Forest Institite (EFI) in persona Dr. Robert Mavsar, Direktor von EFI, überreichte Frau Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, die offizielle Urkunde, die Auszeichnung Bonn als Europäische Waldhauptstadt 2024. „Der nachhaltige Umgang mit den Waldgebieten und den Bäumen in Bonn leistet einen wertvollen Beitrag zur Minderung der Folgen und der Anpassung an die Klimakrise“, so die Oberbürgermeisterin, und sie führt weiter aus „Mit diesem Profil passt das EFI ganz hervorragend in das Bonner Biodiversitätsprofil.“ (Siehe unten, Quellenverzeichnis) Die Botschaft war deutlich:

Bonn engagiert sich für seine Wälder, seine Bäume. Bonn trägt dazu bei, das Bewusstsein der Menschen in Bonn und der Region für die essentiell wichtige Rolle des Waldes im Kampf gegen den Klimawandel zu schärfen und Strategien für den Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder zu erarbeiten. (Zahlreiche Veranstaltungen zu dem Bonner Biodiversitätsprofil und eine Ministerkonferenz zum „Schutz der Wälder in Europa“ sind in diesem Jahr übrigens noch geplant).

Die Position unserer Bürgerinitiative:

Wir gehen davon aus, dass der Bonner Stadtwald auch in seiner Funktion als Erholungs- und Freizeitgebiet, seit 1999 nach strengen Kriterien des Naturlandesverband zertifiziert, eine Rolle für die Entscheidung des European Forest Institute gespielt hat, Bonn in seiner Vorbildfunktion zur Europäischen Waldhauptstadt 2024 zu erkoren.

Dieser Wald in Bonn ist städtisch, wie es der Name sagt. Bei dem Wald zwischen Bonn‑Heiderhof und Wachtberg‑Pech handelt es sich um einen Privatwald. So wie es aussieht, gelten für diesen Wald, obwohl auf Bonner Stadtgebiet, keine Strategien der Biodiversität, weder denen von Bonn, noch denen der EU. Wir fragen uns deshalb, ob es nicht Aufgabe der EFI-Preisträgerin Frau Katja Dörner bzw. der Stadt Bonn sein müsste, auch unsere Bäume im Heiderhofer Wald als schützenswert zu erachten. Oder gibt es vielleicht andere Interessen, die genau dies verhindern wollen? Ein Messen mit zweierlei Maß?

Das kann und darf nicht sein!

Es ist paradox, dass mit der Planung von 2-3 Windkraft‑Großindustrie‑Anlagen seitens der Bonner Stadtwerke Kahlschläge in unserem Heiderhofer Wald – vom Godesberger Stadtwald nur etwa 2 Kilometer Luftlinie entfernt – legitimiert werden sollen. Und nochmals zur Erinnerung, dieser Wald dient auch der Bevölkerung im Bad Godesberger Süden und den Wachtberger Bürgerinnen und Bürgern – im Übrigen auch Touristen im Drachenfelser-Ländchen – als Naherholungsgebiet.

Das Szenario, das unsere Region erwarten wird, könnte wie folgt beschrieben werden:

Wo unser Wald z.B. durch das Schlagen von Waldschneisen gerodet wird, wird es keinen Wald mehr geben. Es wird eine Großindustrieanlage umgeben von Wald entstehen. Die Tangenten werden sich dementsprechend dramatisch verschieben.

Zugegeben, seit die Politik auch Landschaftsschutzgebiete wie unseren Heiderhofer Wald für die Errichtung von Windanlagen freigegeben hat, sehen Großinvestoren neue Betätigungsfelder. Mit Windkraft wird sehr viel Geld verdient, Windkraft ist zu einem Boom geworden. Windkraft hat sich zu einem großen Wirtschaftsfaktor entwickelt.

Natürlich lässt sich durch Windkraft CO² einsparen, aber Bäume dafür zu opfern, die einen Großteil unseres Sauerstoffs produzieren, das Wasser speichern, die Luft filtern, Kühlung und Schatten erzeugen und CO² speichern, entbehrt jeglicher Sinnhaftigkeit.

Einerseits sollen durch hohen finanziellen und organisatorischen Aufwand unsere Wälder geschützt und wieder aufgeforstet werden, andererseits werden jahrzehntelang gewachsene Bäume wie Buchen und Eichen gefällt, nur um 2-3 Windräder in einem dicht besiedelten Gebiet zu platzieren. Leider müssen wir an dieser Stelle eine völlig verfehlte Energie- und Umwelt-Politik konstatieren, eine in sich widersprüchliche Strategie für eine Klimawende, die da heißt: Windkraftanlagen statt Bäume.

Unsere Bürgerinitiative ist nicht generell gegen Windkraft, und es gäbe mit etwas mehr Phantasie und Flexibilität seitens der SWB durchaus alternative Standorte in Bonn und der Region (z.B. auf Ackerflächen oder entlang der Autobahnen), ohne kostbare Waldflächen für immer zu opfern.

Wir unterstützen alternative Energien, aber nicht um jeden Preis und nicht in ökologisch wichtigen Biotopen, nicht in UNSEREM WALD.

Deshalb:

Helfen Sie mit, unser Naherholungsgebiet zu schützen, unterstützen Sie unsere Petition.

Quellenverzeichnis:

+ Bürgerdialog d. Evangelischen Kirche, Kirchenkreis Bad-Godesberg-Voreifel am 26.10.2023 in der

   Immanuelkirche Bonn-Heiderhof: Olaf Hermes, Geschäftsführer der Bonner Stadtwerke informiert die

   Bürgerinnen und Bürger zur Planung von Windenergieanlagen zwischen Heiderhof und Wachtberg-Pech  

+Windkraft in Bad Godesberg? 10.01.2024,  Die SPD informiert (Olaf Hermes, Geschäftsführer

  SWB, Lucas Samlidis,(Klimasprecher der Bonner SPD-Fraktion,  Gabriel Kunze (stellv. Bezirksbürgermeister)

+bi-berken.de, hier: Dimension Windkraftanlagen – BI Berken, Windkraftanlage E-126 von Enercon u.

  Ausführung durch Repower; http://bi-berken.de resources, Dimensionen+Windkraftanlage

+Windpark Vechingen, hier: Schwer vorstellbare Dimensionen; https:/www.windpark-vechingen.

  ch.,windrad-technik

+Der europäische Grüne Deal- Europäische Kommision; https:// commission.europa.eu,

  european-green-deal_de

+Bonn ist ‚Europäische Waldhauptstadt 2024‘; 22.02.2024; https://www.bonn.de, Aktuelle Meldungene+

+Paradoxe Klimawende: Windräder statt Bäume / Spiegel TV; You Tube- Der Spiegel, 27.07.2023