Die heimische Fledermaus im Heiderhofer Wald
oder
Windkraftanlagen versus Vögel und Fledertiere
Dieser Titel ist Programm, denn es geht um die Frage, inwiefern Windkrafträder unsere Vögel und unsere Fledermäuse bedrohen.
In der Wissenschaft ist es mittlerweile unbestritten, dass Windkraftanlagen zu signifikanten Opferzahlen unter Vögeln (insbesondere Sing- und Greifvögeln) und Fledermäusen führen. Genaue Opferzahlen sind nicht immer punktgenau festzulegen, da die Kadaver an den entsprechenden Unfallstellen oftmals nicht mehr auffindbar sind, weil diese von Aasfressern wie Füchsen, Krähen und Raubvögeln relativ schnell aufgegriffen werden. Ornithologen und andere Fachleute gehen aber davon aus, dass die bislang ermittelten Opferzahlen weit untertrieben sind.
Jedes Jahr verlieren in Deutschland jährlich laut Schätzungen des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und anderer namhafter Quellen bis zu 100.000 Vögel ihr Leben aufgrund von Windenergieanlagen.
Bereits im Juli 2019 berichtete das GEO Magazin über die fatalen Auswirkungen von Windkraft auf die Natur. In Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein z.B. starben jährlich alleine weit über 8.500 Mäusebussarde, was fast acht Prozent der Gesamtpopulation in diesen Ländern ausmachte.
Es ist ferner durch zahlreiche Feldstudien erwiesen, dass bestimmte Vogelarten wie z.B. Greifvögel, der Mäusebussard und der Rotmilan durch Windkraftanlagen besonders gefährdet sind, sei es durch Kollision oder andere Faktoren, die die Lebensgewohnheiten, Nist -und Futterplätze dieser Tiere existentiell beeinflussen.
Unsere fliegenden Säugetiere, absolute Leichtgewichte, 6-8 Gramm zum Teil, sind besonders gefährdet. Die Forschungsergebnisse und Positionspapiere, die bisher beispielsweise vom Leibniz Institut für Zoo-und Wildtierforschung Berlin (IZW) und dem Bergenhusener Michael-Otto-Institut im NABU veröffentlicht wurden, sowie zahlreiche Beiträge im National Geographic – und GEO Magazin dokumentieren, dass Windkraftanlagen für unsere Fledermäuse oftmals Todesfallen sind.
Hier einige Fakten:
* Wir wissen, dass jährlich in Deutschland etwa 250.000 Fledermäuse durch Windkraftanlagen zu Tode kommen.
Damit sind ökologische Auswirkungen auf Bestände auch in weit entfernteren Regionen verbunden, da die Fledermausarten, die in Deutschland getötet werden, teils von weit her kommen wie z.B. die Rauhautfledermaus, die aus den Baltischen Staaten und Weissrussland einfliegt oder der Große und Kleine Abendsegler aus Skandinavien.
*Die Tiere zerschellen entweder an den Rotorblättern oder sterben durch das Barotrauma, d.h. durch Luftverwirbelungen hinter den Rotorblättern, wobei ein Unterdruck entsteht. Dadurch platzen auch aufgrund der Dünnwandigkeit der Blutgefäße die Lungen und die inneren Organe der Fledermaus und die Tiere verbluten innerlich. Pathologen konnten feststellen, dass viele Tiere äußerlich völlig intakt waren und ohne Knochenbrüche, jedoch der ganze Brustkorb und Unterleib mit Blut gefüllt waren.
*Die Zahl von 250.000 Fledermäusen, wobei ein überproportionaler Teil aus Jungtieren besteht, die jährlich durch Windkraftanlagen getötet werden, ist aus mehreren Gründen außerordentlich dramatisch und darf auf keinen Fall verharmlost werden. Fledermäuse haben eine niedrige Fortpflanzungsquote, da die Weibchen in der Regel nur ein Jungtier pro Jahr zur Welt bringen. Somit sind aufgrund der massiv hohen Mortalitäts- und der extrem niedrigen Reproduktionsrate die Populationsbestände existentiell bedroht.
Der Verlust von Fledermäusen macht unser Ökosystem fragiler für Störungen, und es greift das Prinzip der Kettenreaktion. Da eine Fledermaus nun einmal von Insekten lebt, wird durch die Dezimierung der Tiere die Regulierung von Insektenbeständen, darunter auch Schädlinge für die Wald-und Forstwirtschaft, automatisch reduziert und die Nahrungskette unterbrochen. Das ökologische Gleichgewicht ist gestört.
*Windkraftanlagen im freien Feld sind für Vögel und Fledertiere schon problematisch genug, Windenergieanlagen in Waldgebieten sind aus wissenschaftlicher Sicht am gefährlichsten und deshalb ist die Todesquote dort besonders hoch. Es geht nicht nur um die Tötung der Tiere durch Kollision oder Barotrauma, sondern auch die Tatsache, dass Fledermäuse sich durch Windkraftanlagen in ihrem Lebensrhythmus massiv gestört fühlen und auch jene Tiere, die unterhalb der Rotoren nach Beute jagen. Und die Rodungen von Laubbäumen rauben den Tieren zusätzlichen Lebensraum.
Besonders kritische Zeiten für die fliegenden Säuger sind warme Nächte mit schwachem Wind und die Tage und Wochen zwischen Mitte Juli und Mitte Oktober.
Zugegebenermaßen versuchen moderne Windkraftanlagen das Risiko für die Fledermaus durch smarte Abschaltmechanismen zu minimieren. Fraglich ist allerdings, ob es sich Betreiber bei den hohen Investitionskosten überhaupt leisten können‚ zum Schutz der Fledermäuse ihre Anlagen temporär oder auch für längere Phasen abzuschalten.
Position unserer „Bürgerinitiative Heiderhofer Wald“:
– In Zeiten der globalen Energie- und Klimakrise und vor dem Hintergrund des radikalen Ausbaus unserer erneuerbaren Energiequellen bekommen Windkraftanlagen eine immer wichtigere Rolle.
Um die festgelegten Klimaziele zu erreichen, sollen bis 2035 zwei Prozent der Fläche in Deutschland für Windkraftanlagen zur Verfügung stehen.
Dies erklärt, warum die Ampel-Koalition im Sommer 2022, um den Ausbau regenerativer Energien zu beschleunigen, beschloss, das Bundesnaturschutzgesetz zu ändern. Dieses Gesetz eines beschleunigten Ausbaus beinhaltet, dass ab sofort auch Landschaftsschutzgebiete bebauungsrechtlich für die Suche nach Flächen für Windkraftanlagen einbezogen werden können. Damit aber nicht genug, denn auch die behördlichen Genehmigungsverfahren wurden unterschwellig ausgestaltet, um Genehmigungen zu vereinfachen und somit zu beschleunigen.
All diese gesetzlichen Änderungen sind für den Naturschutz, für unseren Wald, unsere Vögel, Fledermäuse, andere Waldtiere und nicht zuletzt uns Menschen eine absolute Katastrophe.
Der Heiderhofer Wald und die umliegenden Felder werden regelmäßig von Mäusebussarden und teilweise auch von Rotmilanen überflogen und dienen diesen Greifvögeln als Jagdrevier. Mit regelmäßiger Beständigkeit sitzen sie z.B. auch auf Telegraphenmasten und spähen nach Beute aus.
Auch Zugvögel wie die Kraniche überfliegen unsere Region in großen, teilweise unendlich langen Schwärmen, um ihre Winterquartiere in Frankreich, Spanien oder Nordafrika aufzusuchen.Und auch die Fledermäuse sind heimisch im Heiderhofer Wald. Insbesondere in der Abenddämmerung und in warmen Nächten zeigen die faszinierenden Kunstflieger ihre atemberaubende Luftakrobatik.
Unsere Region wird landwirtschaftlich aktiv genutzt. Wir haben zahlreiche landwirtschaftliche Flächen, auch Viehhaltung direkt vor und unterhalb des Heiderhofer Walds. Hier finden unsere Fledermäuse reichlich Insekten, die ihre Lebensgrundlage und somit ihren Standort sichern.
Zusammenfassung:
– Fledermäuse sind gemäß des Bundesnaturschutzgesetzes und nach EU-Recht strengstens geschützt, weil von den 25 Fledermausarten, die in Deutschland vorkommen, viele vom Aussterben bedroht sind. Deshalb stehen sie auf der Roten Liste. Ihr Lebensraum, und ihre Quartiere dürfen nicht gestört bzw. zerstört werden und kein Tier, aus welchem Grund auch immer, darf getötet werden.
– Die ökologischen Auswirkungen durch Windkraftanlagen alleine durch die Gefährdung von Fledermaus-Populationen sind durch zahlreiche Publikationen wissenschaftlich belegt.
IZW -Forschungen haben ebenfalls gezeigt, dass Windkraftanlagen in Waldgebieten für die Fledermäuse ein extremes hohes Todesrisiko darstellen und die meisten Unfälle dort zu verzeichnen sind.
Deshalb fordert auch der NABU einen Verzicht auf Windenergie im Wald. Da unsere Wälderwertvolle Lebensräume darstellen, müssen insbesondere ‚waldarme Regionen‘ grundsätzlich für den Bau von Windenergieanlagen tabu sein, ebenfalls Standorte, deren Wälder aus Mischwald bestehen.
–Die Standortauswahl ist deshalb für den Neubau von Windkraftwerken von essentieller Bedeutung, wenn unsere Natur, unsere Wälder und Tierwelt nicht zerstört werden sollen.
Was nützen uns Windkraftanlagen, wenn dafür unsere Mischwälder zerstört werden. Dies ist absolut widersinnig.
„Alternative Energien sind sinnlos, wenn sie genau das zerstören, was man durch sie schützen will.“ (Reinhold Messner, Extrembergsteiger, Abenteurer, Autor)
Deshalb müssen aus unserer Sicht der „Bürgerinitiative Heiderhofer Wald“ die strengen Vorgaben für den Schutz unserer Fledermäuse, deren Lebensräume und Leben kompromisslos erfüllt werden.
Dafür stehen wir und sind bereit, auf allen formalen, politischen und sozialen Kanälen unsere Interessen für einen aktiven Naturschutz trotz Windenergie zu vertreten und für den Erhalt des Heiderhofer Walds zu streiten.